Gut gerüstet für den Ernstfall - Kreisverband Mannheim e.V.
· Pressemitteilung

Gut gerüstet für den Ernstfall

(v.l.) Dr. Dr. Michael Kreinest (Koordinator des Medical Centre Hockenheimring, BG Klinik Ludwigshafen) Peter Orth (Leiter Bedarfswache Hockenheimring), Dr. Holger Keil (Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, BG Klinik Ludwigshafen) und OA Dr. Matthias Münzberg (Leiter Centrum für interdisziplinäre Rettungs- und Notfallmedizin (CiRN), BG Klinik Ludwigshafen)
Schockraum

BG Klinik Ludwigshafen und DRK-Kreisverband Mannheim e.V. kooperieren am Hockenheimring.

Die BG Klinik Ludwigshafen und der DRK-Kreisverband Mannheim e.V. arbeiten künftig bei der medizinischen Versorgung bei Motorsportveranstaltungen auf dem Hockenheimring enger zusammen. Seit dem 1. März 2016 stellt die Ludwigshafener Unfallklinik bei Motorsportveranstaltungen mit erhöhtem Unfallrisiko den Unfallchirurgen im Medical Centre des Motodrom. Der erste Dienst fand am 26. März beim Motorradrennen „1000 km von Hockenheim“ statt. 
Federführend für die Klinik koordiniert das dort angesiedelte Centrum für interdisziplinäre Rettungs- und Notfallmedizin CiRN unter der Leitung von Oberarzt Dr. Matthias Münzberg die Zusammenarbeit. Schon seit längerer Zeit unterstützen Unfallchirurgen der Ludwigshafener Klinik das Medical Centre Hockenheimring (MCH). Dr. Münzberg: „Mit der neu geschlossenen Kooperation haben wir jetzt feste Strukturen etabliert und können damit über die medizinische Betreuung hinaus auch spezialisierte Fortbildungen in diesem Bereich durchführen.“  
„Bereits seit 1986 betreut der Kreisverband Mannheim des DRK Rennveranstaltungen einschließlich der Formel 1 am  Hockenheimring und verfügt daher über eine breite und langjährige Erfahrung in der medizinischen Betreuung von der Rennstrecke bis in das Medical Centre. Wir verfügen sogar über ein eigenes Extrication Team, das auch an anderen Rennstrecken eingesetzt wird.“ erklärt Priv.-Doz. Dr. Heiner Krieter, Ärztlicher Verantwortlicher Rettungsdienst des DRK KV Mannheim.
Künftig stellt die BG Klinik Ludwigshafen einen speziell geschulten Unfallchirurgen zur medizinischen Betreuung bei fest definierten Motorsportveranstaltungen mit erhöhtem Risiko.  Gemeinsam mit dem Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes sowie weiteren Fachärzten aus anderen medizinischen Einrichtungen, z.B. Anästhesisten und Neurochirurgen, stellen sie die notärztliche Versorgung der Motorsportler sicher. Welche der zahlreichen Veranstaltungen auf dem Motodrom als Hochrisiko-Veranstaltungen zu bewerten sind, definieren die Klinik und das Rote Kreuz am Anfang des Jahres gemeinsam. Für 2016 sind das elf Veranstaltungen, darunter die Deutsche Tourenwagenmeisterschaft (DTM), die Superbike-IDM und natürlich der Große Preis von Deutschland der Formel 1. Ein wichtiges Ziel der Zusammenarbeit ist zudem die Schulung und Weiterbildung des gesamten Teams. Dr. Münzberg: „Wir haben uns auch zum Ziel gesetzt, Qualitätsstandards der ärztlichen und rettungsdienstlichen traumatologischen Versorgung auf dem Hockenheimring langfristig zu sichern, weiter zu erhalten und zu optimieren.“
10 Monate im Jahr Vollgas
Urgestein Peter Orth leitet die Bedarfsrettungswache auf dem Hockenheimring. Von März bis Oktober ist die Wache quasi täglich besetzt und Peter Orth ist für die Organisation der Dienste verantwortlich. Unmittelbar an der Rennstrecke und direkt neben dem Fahrerlager gelegen, versorgt das Medical Centre bei Bedarf die Fahrer und ihre Teamkollegen. „Wir sind zuständig für alles, was mit Reifen zu tun hat“, sagt Orth, und das ist eine ganze Menge. Zu den großen Motorsportveranstaltungen kommen Trainings-, Test- und Lizenzfahrten von Motorsportteams oder Automobilherstellern. Mehr als 300 Veranstaltungen kommen so in den zehn Monaten zusammen. In der letzten Saison musste das Team des Medical Centre etwa 320 Verletzungen versorgen, nicht immer wird es dabei gleich ernst. Doch in 110 Fällen war der Transport in ein umliegendes Krankenhaus zur Untersuchung oder zur stationären Weiterversorgung notwendig. 
„Gemeinsame Sprache der Traumaversorgung“
Richtig spektakuläre Unfälle sind zwar eher selten, aber wenn es schnell gehen muss, ist im Schockraum vor allem eines wichtig: „Das gesamte Team muss die gleiche Sprache sprechen“, erklärt Dr. Dr. Michael Kreinest, der das MCH der BG Klinik ärztlich koordiniert. In der präklinischen und klinischen Versorgung von schwerst verletzten Patienten werden an dem Ludwigshafener Traumazentrum seit Jahren standardisierte, international etablierte Behandlungsschemata angewendet und auch geschult. Dr. Kreinest: „Die Kursformate, die wir schulen, vermitteln klar strukturierte Strategien für das Schockraummanagement zur Versorgung von Polytrauma-Patienten.“ Damit auch im Motodrom im Fall eines schweren Unfalles alle an einem Strang ziehen, organisieren die Unfallchirurgen zusammen mit dem Roten Kreuz gemeinsame Schockraumtrainings für das gesamte Behandlungsteam. Außerdem haben der Rettungsdienst und die Fachärzte anderer Kliniken die Möglichkeit, im Schockraum der Unfallklinik zu hospitieren. 
Gut gerüstet für den Ernstfall
Den ersten Dienst am Ostersamstag hat Dr. Holger Keil übernommen. Er ist einer der sieben Unfallchirurgen, die bei einem speziellen Training am Nürburgring auf die spezifischen Anforderungen der Traumaversorgung beim Motorsport geschult und fortgebildet wurden. Seit acht Uhr ist er auf dem Ring und hat bis voraussichtlich 19 Uhr am Abend Dienst – „wenn nichts dazwischen kommt!“, sagt Dr. Keil. Doch bis jetzt ist es ruhig, und nicht immer ist eine aufwändige Versorgung notwendig. Kleinere Blessuren der Fahrer oder ihrer Team-Mitglieder werden direkt in der Ambulanz oder in einem der Behandlungs- und Eingriffsräume versorgt. Bei einem schweren Unfall aber ist das Medical Centre bestens gerüstet: Mehrere Rettungswagen sind am Medical Centre und entlang der Rennstrecke stationiert und erreichen in kürzester Zeit den Unfallort, und der Schockraum direkt an der Rennstrecke ermöglicht im Notfall eine sofortige Behandlung zur Sicherstellung der lebenserhaltenden Funktionen. Ist der Verunfallte stabilisiert und transportfähig, wird er zur Weiterbehandlung in eine der umliegenden, auf die Traumaversorgung spezialisierten Kliniken verlegt – nötigenfalls auch mit dem Rettungshubschrauber.