Leckere Waffeln mit Erdbeeren, saftige Burger mit Rohkostsalat oder cremige Gemüsesuppe - ja, solche Gerichte kennt jeder Deutsche und will sie aus seinem Speiseplan nicht mehr wegdenken. Was für uns selbstverständlich ist, ist für Menschen aus anderen Kulturen jedoch meist ganz neu.
Deshalb bietet die bedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtung (BEA) des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Zusammenarbeit mit der Mannheimer Tafel und der Mannheimer Akademie für soziale Berufe Kochkurse für Flüchtlinge an, um ihnen das Deutsche Essen, sowie deren Zutaten näher zu bringen. Sie liefert so einen kleinen Beitrag zur Integration. Finanziert werden die Kurse vom Bundesverband Deutsche Tafel e.V., der Projekte, die das Tafelkonzept mit Flüchtlingen verbinden, fördert. Mittlerweile hat sich eine feste Gruppe von circa elf jungen Männern aus Gambia etabliert, die sich jeden Freitag oder Samstag treffen, um gemeinsam zu kochen. Unterstützt werden sie dabei von Sonja Wawszczak, DRK-Einrichtungsleiterin der BEA, Helene Ludwig, Berufsschullehrerin an der Mannheimer Akademie und Jonas Schulze, Alltagsbegleiter in der BEA.
"Ich finde es sehr interessant, dass der Kochkurs gerade Männer angesprochen hat", meint Wawszczak. Denn eigentlich kochen in der gambischen Kultur meistens die Frauen. Jedoch hat man beim Zuschauen nicht das Gefühl, dass die Gambier noch nie vorher gekocht hätten. Heute stehen Pizza, Rohkostsalat und Obstsalat auf dem Speiseplan und es wird eifrig gearbeitet. Pizza ist dabei ein besonderer Höhepunkt, denn für die Gambier wird es die erste selbstgemachte sein. "Wenn du in Gambia Pizza essen möchtest, dann musst du in ein Restaurant gehen. Niemand hat bei uns einen Ofen, wir kochen über offenem Feuer, " erzählt Omar Barjie, einer der Flüchtlinge.
Mit erstaunlich viel Gefühl und Respekt vor dem Produkt schälen die Männer Zwiebeln, reiben Karotten, pressen Zitronen aus und bereiten die anderen Zutaten soweit vor, dass sie weiterverarbeitet werden können. "Ich liebe es selbst zu kochen und Sonja, Helene und Jonas geben sich wirklich viel Mühe mit uns", sagt Mutarr Njie, einer der Männer. "Wir können hier viel lernen". Die Freude am Kochen ist den Gambiern aber auch den DRK-Mitarbeitern deutlich anzumerken. Beim Obst- und Gemüsezerkleinern wird nebenbei viel erzählt und gelacht. "In einem geschützten Raum wie dieser Küche ist vieles möglich ist und es besteht auch einmal die Gelegenheit für intensivere Gespräche, so Wawszczak. "Beim Kochen gibt es keine Sprachbarriere!"
Das sieht Ludwig, die mit den Männern ausschließlich Deutsch spricht, genauso. Und tatsächlich verstehen die Gambier sie sehr gut und setzen ihre Anweisungen schnell um. So dauert es nicht lange, bis die Pizza im Ofen ist und die Salate servierbereit auf dem Tisch stehen. Nun geht es ans Aufräumen und Geschirr spülen. "Wenn man mit den Jungs die Küche verlässt, dann ist sie sauberer als man es von deutschen Jugendlichen gewöhnt ist", so Ludwig. Und tatsächlich am Ende blitzt und blinkt wieder alles wie zu Beginn. Neben der Pizza gibt es heute noch einen weiteren Höhepunkt. Um eine interkulturelle Begegnung zu schaffen, wurden zum Essen Schüler der Mannheimer Akademie für soziale Berufe eingeladen. Die Schüler lauschen gespannt den Erzählungen der Gambier und das selbstgekochte Essen kommt sehr gut an. Auch die Gambier zeigen sich sehr interessiert an der deutschen Kultur. "Es ist gut das Benjamin Franklin Village ab und zu zu verlassen und mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen", sagt Ensa Sramateh, einer der Flüchtlinge.
Für heute ist der Kochkurs leider vorbei, aber noch bis August wird der Kurs in diesem Rahmen stattfinden. Und vielleicht haben die Männer bis dahin auch die Gelegenheit mit Fisch, Reis und Erdnusssuppe den Deutschen ihre Kultur ein wenig näher zu bringen.