Jedes Jahr am 11. September wird bundesweit der Tag der wohnungslosen Menschen begangen. Sozialverbände, Kirchen und Organisationen nutzen diesen Tag, um auf die Lebenssituation von wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen aufmerksam zu machen. Das diesjährige Motto lautet:
„Politik in die Pflicht nehmen – Wohnungsnot beenden.“
Auch in Hockenheim wurde das Thema sichtbar: Die vom Deutschen Roten Kreuz gemeinsam mit der Stadt Hockenheim betriebene Unterkunft im Quartier Auchtergrund lud am vergangenen Donnerstag zu einem Grillfest ein. Unter dem Leitgedanken „Ein Platz am Grill – Ein Platz in der Gesellschaft“ kamen Bewohnerinnen und Bewohner, ehrenamtlich Engagierte, Vertreter aus Politik, Gemeinderat und Stadtverwaltung, Kooperationspartner sowie DRK-Mitarbeitende zusammen.
Erste Beigeordnete Thomas Beck dankte den Mitwirkenden für ihr Engagement und den Bewohnerinnen und Bewohnern für die Einladung in „ihren“ Hof. Hockenheim sei eine Stadt, die zusammenhalte. Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Sturm fand anerkennende Worte. Er lobte die gelungene Unterkunft, die man eher in einer größeren Stadt als in Hockenheim vermuten würde. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass bei rund 94.000 wohnungslosen Menschen in Baden-Württemberg im wohlhabenden Bundesland „etwas grundsätzlich falsch läuft“.
DRK-Einrichtungsleiter Lajos Raksi ergänzte zum Abschluss einige Fakten: Noch immer leben fünf Personen in der Unterkunft, die zuvor in der Containeranlage im Hofweg untergebracht waren. Seit der Eröffnung haben insgesamt 81 Menschen hier ein Zuhause auf Zeit gefunden. Aktuell wohnen zwölf Männer und sechs Frauen in dem Haus – der jüngste ist 23 Jahre alt, der älteste 78.
Das Grillfest bot den Gästen eine Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen, gemeinsam zu feiern und den Blick nach vorne zu richten.
Menschen, keine Zahlen
Wohnungslose Menschen werden oft nur als „Zahlen in der Statistik“ wahrgenommen. (Zum Stichtag 31. Januar 2025 waren in Deutschland insgesamt rund 474.700 Personen wegen Wohnungslosigkeit untergebracht. In Baden-Württemberg wurden zum selben Stichtag insgesamt 92.675 wohnungslose Menschen in Unterbringung gezählt, darunter etwa 30.300 Kinder und Jugendliche). Doch hinter jeder Zahl steckt ein Mensch – mit einer Geschichte, mit Hoffnungen, mit dem Bedürfnis nach Sicherheit und Teilhabe. Als DRK stehen wir gemeinsam mit unseren Kollegen an ihrer Seite: Wir helfen, Strukturen wiederzufinden, Verantwortung zu übernehmen und so bald wie möglich wieder ein normales Leben zu führen.
Zur Wohnungslosenunterkunft Hockenheim
Die Unterkunft bietet Platz für 30 Menschen, darunter zwei barrierearme Zimmer mit 4 Plätze, sowie zwei Plätze in dem sogenannte Notzimmer, die Polizei oder Ordnungskräfte bei akuten Fällen außer unseren Arbeitszeiten belegen können. (nur dieses Jahr musste dieser Notfallraum bereits sechs Mal genutzt werden). Neben den Zweibettzimmern stehen eine Gemeinschaftsküche, ein Aufenthaltsraum und eine Waschküche zur Verfügung. Ergänzend haben wir einen Tagestreff im Quartiergebäude eingerichtet: er dient Menschen, die sofort Hilfe benötigen, deren Berechtigung für einen Platz in der Unterkunft aber noch nicht geklärt ist. Dort bieten wir werktags niederschwellige Unterstützung wie Beratung sowie Dusch- und Waschmöglichkeiten.
Seit der Eröffnung konnten wir 81 Menschen aufnehmen, aktuell leben 18 Personen bei uns, davon 12 Männer und 6 Frauen. Unser kleines Team besteht aus drei Personen – Leitung, Hauswirtschaft und Hausmeister. Gemeinsam verfolgen wir ein Ziel: Menschen in einer akuten Notsituation zu stabilisieren und Schritt für Schritt zu begleiten.